Das Theaterstück erzählt die Besetzung der kroatischen Stadt Rijeka
durch die Arditi, die Sturmtruppen der italienischen Armee, die desertierten und sich 1919 dem Dichter
Gabriele D’Annunzio anschlossen.
Da die Region um die Stadt nach dem Ersten Weltkrieg nicht an Italien fiel, fühlten sich viele italienische
Nationalist_innen betrogen und unterstützten das Bestreben D’Annunzios, die Stadt für Italien zu besetzen.
Die italienische Regierung forderte den Rückzug der Besetzer_innen und umstellte die Stadt, erlaubte aber erst
nach eineinhalb Jahren direkte militärische Intervention. In der Zwischenzeit entwickelte sich innerhalb der Stadt
ein Schmelztiegel verschiedener Ideologien: Protofaschistische Ideen trafen auf sozialistische Anschauungen,
Freigeister sahen in Fiume die Möglichkeit einer Rückkehr zur Natur.
Heute steht die Besetzung von Fiume für die Geburt der
faschistischen Ästhetik. Das Theaterstück begleitet die Besetzung von Beginn bis zu ihrem Ende, beobachtet die
politischen Geschehnisse in, um und nach Fiume und zoomt ins Privatleben der historisch beteiligten Figuren.
Ein Abend, der angriffig und mit Humor an die Fragen von damals und dabei auch an die Fragen von heute heranführt.
Hintergrund
Das Stück wurde im zweiten Pandemiejahr 2022 von Antonin Rohdich
geschrieben. Der Schreibprozess wurde durch intensive historische Recherchen und einer dramaturgischen
Schärfungsarbeit von Artemisia Valisa begleitet.
Bei Wiederaufnahmen wird die Recherche- und Schreibarbeit jeweils erneut angegangen,
um aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen miteinzubeziehen.
Die Idee zum Stück steht am Ende einer zweijährigen
Auseinandersetzung mit politischer Kultur und politischem Theater. Die Beschäftigung mit den Krisen des
Liberalismus und dem Aufstieg der extremen Rechten von heute und daran gebundene Recherchen zu historischen
Hintergründen mündeten schliesslich in der Produktion “Fiume”.
Das Ensemble und Bühnenteam setzt sich aus einer Reihe
motivierten junger Theaterschaffenden zusammen, die in das Projekt jeweils viel von der eigenen Persönlichkeit
und den eigenen Überzeugungen einbrachten: Die historische Lage von damals wird von der gelebten gesellschaftlichen
und politischen Erfahrung der jungen Generation mit viel Spiellust auf die Bühne gebracht – so ist «Fiume» ein
Versuch, eine neue Perspektive unter Einbezug historischer Umstände politisch auf die Bühne zu bringen.